Im Gespräch mit Bestseller-Autor Dieter Broers

Über Gedanken, die die Welt nicht nur verändern, sondern erschaffen

Erst kommt der Gedanke, dann folgt die Materie. Mit dieser These aus Ihrem Buch „Gedanken erschaffen Realität" stellen Sie unsere Sichtweise von der physikalischen Wirkweise der Welt auf den Kopf. Warum formt der Geist die Materie und nicht umgekehrt?

Es gibt erstaunlich viele Indizien dafür, wie Sie im Buch lesen werden. Aber ich kann diese Erkenntnis gern anhand dreier Beispiele verdeutlichen: Einmal im medizinischen Bereich, der Psychosomatik. Wir wissen heute, dass etwa 80 Prozent der Krankheiten ihren Ursprung in der Psyche haben.
Es gibt ein weiteres Phänomen, den Placebo-Effekt, der meinen Ansatz untermauert. Auch wenn der Wirkstoff in einem Präparat nicht enthalten ist, reicht der Glaube aus, um dennoch eine körperliche Wirkung hervorzurufen, die der Erwartung des Placebos entspricht; auch wenn es sich hierbei um ein absolut unwirksames Substrat handelt. Schließlich existiert ein physikalisches Modell, dass von den Physikern Burkard Heim und Jean E. Charon entwickelt wurde, welches nahelegt, dass vor dem Weltenanfang nur der Geist „existierte". So wäre quasi das Universum aus einem geistigen Impuls entstanden. Max Planck bemerkte einmal hierzu: „aus nichts kann nichts entstehen". Da muss es also etwas gegeben haben, was das Universum hat entstehen lassen. Aus der Bibel sind uns die Worte vertraut: Am Anfang war das Wort. Und in Indien heißt es etwa, dass Brahman „über sich nachdachte...und damit der Kosmos entstand". Brahman fungiert als der Lenker der Welt. Es ist das höchste Selbst. Es ist Gott. Es ist unveränderlich. Es ist das kosmische Wesen. Es ist das Selbst des Universums. Dem Gedanken folgt die Materie, und nicht umgekehrt. Zwar werden wir durch die Materie inspiriert und erschaffen somit wieder modifizierte Aspekte unserer Wahrnehmung, doch primär sind es die geistigen Bereiche, die Materie beeinflussen. Ferner gibt es spannende Untersuchungen der Princeton University: Dort wurden Kinder untersucht, die mit der Kraft ihrer Gedanken Materie verändern konnten. Und warum können Kinder etwas, wovon Erwachsene nur träumen? Sie glauben daran und was weitaus wichtiger ist, sie halten das scheinbar Unmögliche für möglich. Der Prozess, sich von rigiden Vorstellungen zu lösen, was eben möglich oder unmöglich ist, beginnt mit Ahnung, Glauben und Wissen und endet bei der Verinnerlichung. Einige Kinder haben dieses Wissen unvoreingenommen verinnerlicht.


Würden Sie sagen, dass Kinder spiritueller sind?
Kinder haben einen stärkeren Zugang zu ihrer göttlichen Essenz. Schließlich sind sie sich der Erinnerung ihrer wahrhaftigen Herkunft und damit ihres Schöpfungspotenzials noch bewusst. Ihre natürliche Spiritualität können wir fördern, indem wir ihre göttlichen Qualitäten anerkennen. Dabei sollten wir ihnen nichts suggerieren, was sie nicht auch empfinden. Kinder sind meistens noch viel intuitiver als wir Erwachsene. Reden wir ihnen doch bitte diese Attribute nicht aus.


Ist das Leben ein kosmischer Bestellservice? Können wir uns alles wünschen, was wir wollen?

Wichtig ist die Qualität des Wünschens. Platon und Sokrates wussten schon, dass jeder Mensch einen Seelenauftrag zu erfüllen hat. Das bedeutet für uns, dass der Seelenaspekt bei unseren Wünschen möglichst berücksichtigt werden sollte. Auch wenn wir wissen, wie wir kraft unserer Gedanken unsere Welt neu erschaffen können, müssen wir umsichtig mit dieser Erkenntnis sein. Ein Wunsch, der darauf abzielt, materielle Dinge zu vermehren, kann sich schnell gegen einen selbst richten. Wir sollten nur aus einer Haltung der wahrhaftigen Freude wünschen. Um sich immer wieder daran zu erinnern, sage ich auch immer gern, dass man sich seine Wünsche „erlieben" soll; wobei ich grundsätzlich zwischen Spaß und echter Freude unterscheide.


In Ihrem Buch lassen Sie eine Menge Fakten sprechen. Fühlen Sie sich als Wissenschaftler der Belegbarkeit Ihrer Bewusstseinstheorie verpflichtet?

Im westlichen Kulturkreis haben wir eine kulturell bedingte, eher kopflastige Denkhaltung, in Indien und in großen Teilen Asiens beispielsweise herrscht eine ganz andere Ausdeutung der Welt. Wir würden uns dort gar nicht lange mit einer Beweisführung aufhalten. Aber da bei uns eben eine gewisse Kopflastigkeit dominiert, können wir sie weder ignorieren noch leugnen. Unsere linke Hirnhälfte möchte Beweise dafür, was unsere rechte Hirnhälfte immer schon „wusste". Wobei die linke Hemisphäre eher dem Verstand zugeordnet wird und die rechte Hemisphäre eher an der „göttlichen Quelle" angeschlossen ist.

Auf der intuitiven Ebene „weiß" der Mensch an sich, was wahrhaftig ist. Aber wenn der Verstand diese Einsicht in die Wahrhaftigkeit blockiert, kann sie sich nicht entfalten. So haben wir eine Art Scheinwelt erschaffen, die mit der wahrhaftigen Welt immer weniger zu tun hat. Ich erinnere hier an das Höhlengleichnis von Plato. Um diese Scheinwelt als solche zu erkennen, sollte es ein „Agreement" geben, wir brauchen einfach bestimmte Belege, damit sich unser Verstand beruhigt. Erst dann lässt er auch Erkenntnisse zu. Das heißt, nicht wir brauchen die Beweise aus der Naturwissenschaft und Forschung, sondern der Skeptiker in uns.


Unser Körper wird eines Tages zerfallen. Sie sprechen davon, dass uns eine göttliche Essenz innewohnt. Wie können wir das zusammenbringen?

Diese Essenz, der göttliche Aspekt, entspricht der Seinsform von allem, was ist. Ob wir nun an diesem Aspekt glauben oder nicht, er bleibt unverändert als ewiglicher Fakt bestehen. Indem wir uns diesem Aspekt verschließen und Beweise für seine Existenz brauchen, werden wir weiterhin ein seelenloses Leben führen müssen. Öffnen wir uns hingegen diesem Aspekt — was einer bedingungslosen Hingabe gleichkommt — wird sich unser Leben fundamental verändern. Diese Hingabe überwindet die Trennung zwischen innen und außen, oben und unten oder du und ich. Pointiert kann man auch sagen: „Der Gott ist in mir, nur habe ich ihn vergessen." Die wahrhaftige Liebe entspricht einer solchen Hingabe. Bedauerlicherweise ist das Wort „Liebe" sinnentleert worden. Wir gebrauchen es derart inflationär, sodass es kaum noch der Schatten seines Ursprungs ist.


Welche Erkenntnis soll beim LeserIn hängenbleiben, wenn er/sie ihr Buch gelesen hat?

Wenn wir wissen, dass unsere Gedanken unsere Realität gestalten, dann sollten wir auch bewusst eine gewisse Gedankenhygiene praktizieren und mehr auf unsere Gedanken achten. Im besten Fall lernen wir, uns beim Denken und Handeln zu beobachten. Zusätzlich können wir uns beispielsweise bewusst dafür entscheiden, mit welchen Filmen wir unser Unterbewusstsein „bombardieren". Wir müssen uns nicht mehr zumüllen lassen. Unser Unterbewusstsein kann nicht unterscheiden, ob die angebotenen Signale unseren Körper selbst betreffen oder nicht — allein dieser Tatbestand sollte uns zu denken geben. Was immer man täglich auf sich einwirken lässt, sollte schon einmal ernsthaft mit diesem Wirkgesetz abgeglichen werden. Natürlich zählen die eigenen Gedanken auch dazu.

Ein weiterer wichtiger Aspekt meiner Erkenntnisse hierzu ist der allgegenwärtige Zustand der wahrhaftigen Liebe. Zwei Dinge verhindern den Ist-Zustand der Liebe zu erfahren, welchen die Griechen Agape, eine bedingungslose und befreiende Liebe nennen. Es sind Hektik und Angst. Vor allem müssen wir die Angst in uns auflösen, um zur Ruhe zu kommen. Alle Meditationen haben letztlich nur das Ziel, den Geist zu beruhigen. Erst dann können wir wirklich wahrnehmen, wer wir sind — in dieser göttlichen Ordnung: Ich empfehle meinen Freunden einen Ort aufzusuchen, wo man mit sich allein ist. Und dann den Beobachter in sich kennenzulernen und zu aktivieren. Dann können wir die folgende Erkenntnis nicht nur theoretisch, sondern praktisch erfahren: Ich bin nicht der, der denkt, ich bin auch nicht nur Körper, ich bin, der ich bin. Und ewiglich mit allem verbunden.


Welche konkrete Auswirkung könnte Ihre Aussage über die tatsächliche Identität unseres Bewusstseins auf das Alltagsleben eines Menschen haben?

Wir können abgleichen, was uns wirklich erfüllt. Wünsche entwickeln, die wir wirklich brauchen und die unsere Seele heilen. Das können wir täglich praktizieren: Jedes Mal, wenn wir einkaufen gehen, können wir uns fragen, ob wir diesen Gegenstand wirklich benötigen. Wozu dient er mir tatsächlich? Mit dieser kleinen Achtsamkeitsübung nimmt der Grad der Bewusstheit zu, da wir nicht mehr automatisch — also unbewusst — handeln. Die Qualität der Dinge, die wir erwerben, verändert sich in unserer Wahrnehmung. Wir werden dem Gegenstand, der Sache usw., für die wir uns bewusst entschieden haben mehr Aufmerksamkeit schenken. Es gibt noch viele weitere von mir entwickelte wirksame Übungen, die ich in meinen Seminaren, Vorlesungen und Büchern vorstelle.


Sie sind ein sehr erfolgreicher Autor. Können Sie daran festmachen, dass die Zeit reif ist für das revolutionäre Gedankengut in Ihrem Buch?

Dazu muss ich ein wenig ausholen. Naturwissenschaft und Philosophie haben mich schon als Kind mehr begeistert als beispielsweise Romane. Heute erkenne ich, dass ich schon immer ein ernsthaft Suchender war. Die Antworten aus der sogenannten Esoterik oder aus den Naturwissenschaften haben mir isoliert für sich nicht ausgereicht. So bin ich zur Schnittstelle dieser beiden Disziplinen geworden — einfach aus dem Defizit heraus, dass bestimmte Dinge nicht zu Wort gekommen sind. Der Naturwissenschaftler in mir hat entdeckt, dass der physikalische Bereich im Grunde genommen hochspiritueller Art ist. Warum stößt dies nun auf eine starke Resonanz? Weil die Menschen spüren, dass etwas mit der Welt nicht stimmt, dass sie Urängste haben und oft unglücklich sind. Die Grundaussaugen, die ich anbiete, nehmen sie intuitiv wahr, auch wenn diese intellektuell nicht immer im Detail nachvollzogen werden können. Ich sehe mich nicht als Wissenschaftler, der quasi von der Kanzel lehrt, sondern als ein Mensch, der in seinem Gegenüber die gleiche Quelle sieht. Oft ernte ich erstaunte Blicke, wenn ich das Publikum befrage: Wie viel Bücher wollt ihr noch lesen? Wie viele Seminare wollt ihr noch besuchen? Ich erinnere die Menschen einfach daran, was in ihnen selber steckt. Ich erinnere sie daran, was sie schon „wissen", auch wenn es ihnen nicht bewusst ist.


Sie haben gewagt, als Bewusstseinsforscher weiter zu denken, vor allem über die Normen des Wissenschaftsbetriebs hinaus. Was würden Sie sagen, hat Sie von allen neu gewonnenen Erkenntnissen persönlich am stärksten berührt?

Was mich persönlich stark beeindruckt hat, ist die Möglichkeit, über elektromagnetische Felder die Stimmungs- und Bewusstseinslagen der Menschen zu verändern. Bestimmte Frequenzen und Feldstärken von elektromagnetischen Feldern können uns alle sehr unterschiedlich beeinflussen. Das bedeutet, dass unsere Wahrnehmung unbemerkt durch Felder beeinflusst wird. Wir befinden uns gerade in einer Zeit, in der dieser Feldeinfluss besonders stark zu spüren ist. Die außergewöhnlichen Sonnenaktivitäten haben das Potenzial, unsere Wahrnehmung zu erweitern und unser Bewusstsein zu erhöhen. Je bewusster wir uns dieser Auswirkung sind, desto stärker können wir diesen Bewusstwerdungsprozess nutzen.


Dass wir alle sterblich sind, lehrt uns das Leben. Sie vertreten die Meinung, dass nicht alles von uns stirbt. Welcher Teil von uns ist also unsterblich?

Ich bin nicht nur von unserer Unsterblichkeit überzeugt, einfach weil ich es glauben möchte, sondern weil viele Indizien dafür sprechen. Persönlich habe jedoch auch diese Gewissheit erhalten, über eine eigene Nahtoderfahrung in jungen Jahren. Mein ganzes Leben ist an mir Revue passiert und ich wusste als Zeuge, dass es etwas gibt, das über den Tod hinausgeht. Sind wir uns unserer unsterblichen Essenz bewusst, dann brauchen wir keine Angst mehr zu haben. Das Leben wird mit einer Sinnhaftigkeit belegt und wir erkennen, dass wir hier auf der Erde sind, um unseren individuellen Seelenauftrag voller Freude zu erfüllen. Wir sind eben kein Produkt des Zufalls...


Wenn wir selbst zum Schöpfer unseres Lebens werden können, worin sehen Sie als Bewusstseinsforscher den Sinn unseres Daseins?
Nach dem Motto: „Gott will sich in all seinen Aspekten selber erfahren" wurde offenbar zunächst der „Schleier des Vergessens" über uns gelegt. So sind wir hier, um neue Erfahrungen zu machen. Ebenjene Erfahrungen werden uns wieder daran erinnern, dass wir alle eins und unsterblich sind. Mit diesem Ansatz kann auch das biblische Gleichnis des verlorenen Sohns neu gedeutet werden. Sinnbildlich steht dann der verlorene Sohn für die gesamte Menschheit, die sich von Gott — also der Ur-Quelle — getrennt hat, sprich von der eigenen Göttlichkeit. Durch die zu Lebzeiten gesammelten Erfahrungen merken wir irgendwann, dass wir von dieser göttlichen Essenz jedoch nie getrennt waren. Zu dieser Erkenntnis können wir sehr bald zurückkehren.